Wie schon berichtet mussten wir mit den Mercedes G270CDi am
25. März in Copiapó, Chile, durch extrem viel und tiefen Schlamm bewegen. Mir
war klar, dass der Schlamm die Kühler zusetzen würde. Ich musste also in der
Wüste eine Möglichkeit finden die Kühler frei zu waschen. Kein einfaches
Unterfangen in einer der wasserärmsten Gegenden der Welt und nachdem durch die
Katastrophe die Wasserversorgung zusammengebrochen ist.
Gleich nach der Fahrt durch den Schlamm am 25. März, Ich frage bei der Managerin des Hotels ob ich vom
Hotel einen Wasserschlauch bekommen könnte, um den G fahrbereit zu halten. Sie
vertröstet mich auch den nächsten Tag, wenn der Herr von der Instandhaltung
wieder da ist.
Die 1. Kühler-Reinigung
Am 26. März stehe ich morgens wieder an der Rezeption, um meine Bitte zu wiederholen. Die Managerin ruft den für die Instandhaltung und Umbau (der Eingangsbereich wird erneuert) zuständigen Ingenieur, Manuel. Nachdem wir geklärt haben, dass ich NICHT das Auto waschen will, sondern den Kühler reinigen, erklärt er mir, dass das Hotel nur zwei Wasserdepots hat, wovon eins schon leer ist. Das zweite würde maximal noch 1,5 Tage halten, so dass er keinen Tropfen entbehren könnte.Wir unterhalten uns noch über seine Arbeit im Hotel, den Umbau, unsere Reise durch Südamerika und andere Dinge, da ändert er seine Meinung und macht sich auf die Suche nach einem funktionierenden Wasseranschluss. Zweimal quer durch die Tiefgarage, dann wird er fündig und ich kann mit der Reinigung beginnen.
10 Minuten spült das Wasser den Dreck von vorne und oben aus dem Kühler. Ich bin optimistisch als die Brühe, die unten heraus läuft etwas heller wird und will nicht noch mehr des wertvollen Nasses verbrauchen.
Die 2. Kühler-Reinigung
Auf der Fahrt nach Tal Tal am 27. März überhitzt der Motor an Steigungen. 100°C, 105°C, 110°C, 115°C. Wir müssen anhalten und den Motor abkühlen lassen, um keinen Schaden zu riskieren. Um nicht unnötig Zeit zu verlieren, schleppt Marc uns mit seinem Hyundai ca. 80km die Bergstrecken hoch.In Tal Tal angekommen biete ein Dorfbewohner ungefragt seine Hilfe an. Ich erkläre ihm das Problem, der Kühler muss gewaschen werden. Nachdem wir geklärt haben, dass ich NICHT das Auto waschen will, holt er seinen Kärcher raus. Genaugenommen den seinen Bruders. Leider fehlt ihm der Schlauch. Aber er kennt jemand zwei Häuser weiter, der einen Schlauch hat…
Nachdem wir auf diese Art und Weise den Kärcher, einen Schlauch, einen noch nicht abgestellten Wasseranschluss, Stromanschluss und Verlängerungskabel gefunden haben kennen wir das halbe Dorf. Sechs Nachbarn umringen uns, als wir feststellen, dass der Stecker des Kärchers nicht in die Verlängerung passt. Ich baue aux etwas Kabel und AMP Steckern fluchs einen Adapter, dann geht es tatsächlich los.
In der anbrechenden Dämmerung, angetrieben von den Bewohnern Tal-Tals, die fürchten, dass das Wasser gleich komplett gekappt wird, kärchern wir den Kühler von vorne, hinten, und selbst unter dem Auto liegend von unten. Mit der Taschenlampe arbeiten wir bis es fast ganz dunkel ist. Gefühlte 40 Minuten Kühler spülen in der Wüste…
Nichts wollen die hilfsbereiten Menschen dafür haben! Wir geben zumindest ein kühles Getränk aus, bedanken uns vielfach und machen uns auf den Weg ins Nachtlager.
Die 3. Kühler-Reinigung
28. März, 10:00 Uhr ich betrachte wie die Kühlwassertemperatur auf dem steilen Weg hinaus aus Tal Tal fast konstant um 100°C liegt. Optimismus keimt auf.10:30, der Optimismus erlischt wieder als der Motor komplett aufgewärmt ist. Das Kühlwasser kocht an Steigungen wieder.
Angekommen in Antofagasta, immer noch mitten in der Wüste, suchen wir daher nach einer Waschgelegenheit. Es gibt genau vier davon. Zweimal werden wir abgewiesen, keine Motorwäsche! Da helfen auch weder Erklärungen oder Betteln.
Nachts um 22:00 stellen wir uns deswegen in die Schlange des dritten Waschplatzes: Eine Münze für die Wäsche eines Kleinwagens, 2 für einen Mittelklassewagen, 3 für ein großes Auto.
Ich kaufe zur Verwunderung der Kassiererin 10 Wertmarken, 3 Minuten Waschzeit je Marke. „Was für ein Auto haben sie denn???“
Um die Kühler diesmal wirklich frei zu bekommen bauen wir den Grill ab und klappen den ersten Kühler nach vorne.
Der G 270 hat drei Kühler, die vorm Motor dicht hintereinander angeordnet sind.
Von vorne gesehen:
1. Kühler für das Wasser des wassergekühlten Ladeluftkühlers
2. Kühler der Klimaanlage
3. Kühler für das Kühlwasser des Motors und das Getriebeöl
Als wir den Kühler abklappen trauen wir unseren Augen nicht.
Trotz Einsatz des Schlauches in Copiapó und des Kärcher Hochdruckreinigers in Tal-Tal ist der praktisch in Dreck eingebacken.
Wir sind an der Reihe und rollen auf den Waschplatz. Der
Hochdruckreiniger spült genau richtig: Nicht zu viel Druck, was die
Kühlerlamellen verbiegen würde, und nicht zu wenig. Der Dreck sprudelt nur so
heraus. Wir sind überrascht wie viel Schlammwasser noch im Schein der Taschenlampe ablaufen. Nach 30 Minuten sind die Wartenden hinter uns recht
ungeduldig geworden, die Kühler jedoch gut frei. Wir entscheiden uns noch eine
zweite Spühlrunde zu machen, um sicher zu sein, dass die Kühler wirklich gründlich
sauber sind und stellen uns wieder hinten an.
Zwei Peruaner helfen uns diesmal mit: Mit der Taschenlampe leuchten,
Tipps geben, weitere Wertmarken holen als die 15. zu Ende geht, ...
Nach insgesamt 45 Minuten Kühlerwäsche und
15 Minuten Autowäsche sehen wir die Arbeit als getan an. Jetzt MUSS alles
tip-top sein.
Wir bauen den Kühler, Grill und Scheinwerferverkleidung wieder an. Dann helfen wir noch einem Peruaner seinen Wagen aufzubrechen, er hatte seinen Schlüssel beim Abledern im Zündschloss stecken gelassen und der Wagen hatte sich verschlossen. Einem anderen helfen wir mit der Akkubohrmaschine aus, damit der das Typenschild eines Toyota Hilux abbohren kann. Die Frage ob dies zur illegitimen Änderung des Besitzstandes dient bleibt unbeantwortet.
Wir bauen den Kühler, Grill und Scheinwerferverkleidung wieder an. Dann helfen wir noch einem Peruaner seinen Wagen aufzubrechen, er hatte seinen Schlüssel beim Abledern im Zündschloss stecken gelassen und der Wagen hatte sich verschlossen. Einem anderen helfen wir mit der Akkubohrmaschine aus, damit der das Typenschild eines Toyota Hilux abbohren kann. Die Frage ob dies zur illegitimen Änderung des Besitzstandes dient bleibt unbeantwortet.
Der deutsche Mercedesfahrer hilft trotzdem gerne wo er nur kann.
Um 0:30 sind wir wieder im Hotel.
Um 0:30 sind wir wieder im Hotel.
Alle Möglichkeiten sind ausgeschöpft
Auf der Fahr nach San Pedro de Antofagasta am nächsten Tag, dem 29. März, tritt dennoch der GAU ein. Immer
noch Mitten in der Wüste, zeigt sich, dass das Temperaturproblem
des G trotz nunmehr fast zwei Stunden Kühlerreinigung weiter besteht. Mit
reduzierter Fahrt geht es bis nach San Pedro. Dort beraten wir wieso trotz
sauberen Kühlers und funktionierender Wasserpumpe der Motor überhitzt.
Kopfdichtung defekt oder Thermostat defekt? Erstes kann nicht sein, da dann Wasser im Öl sein
müsste. Ist es aber nicht. Wenn der Thermostat defekt wäre würde der Motor
nicht warm werden, aber nicht überhitzen. Oder? Vielleicht liegt es ja doch daran?
Da ich einen Thermostaten mitgenommen habe und Niko ihn schnell wechseln kann
tauschen wir ihn. Bei der nächtlichen Vollgasprobefahrt durch die Berge zeigt
die Kühlwasseranzeige max. 105°C. Ein gutes Zeichen.
Auch am nächsten Tag, auf dem Ausflug zum Geysir, ist
zunächst alles gut. An einer langen Steigung schießt die Temperatur jedoch
wieder in die Höhe. Wir halten an. Niko tippt weiterhin auf einen verdreckten
Kühler – die einzige Problemursache, die ich unter Verwettung meines kleinen
Fingers ausschliesse. Aber was bleibt übrig, wir drehen um zum Hotel,
um dort den Kühler komplett aus dem Wagen auszubauen, zu begutachten und gegebenenfalls zu reinigen.
Die 4. Kühlerreinigung
Während Matthias schon den G zerlegt besorge ich Kühlflüssigkeit und erkundige mich nach der Verfügbarkeit von Getriebeöl. Beides ist zu bekommen und kostet gleiche 11€ der Liter! Kühlmitte wohlgemerkt schon 50:50 fertig gemischt mit Wasser! Danach versuche ich bei einem Touren-Anbieter, der seine Wagen mit einem Kärcher wäscht, die Erlaubnis zu bekommen den Kühler bei ihm zu reinigen. Ich fliege aus dem Laden raus, was ich auf mein dreckiges Outfit zurückführe und nicht auf meine freundliche Art fünf Mal zu fragen - wenn die Antwort nicht die gewünschte ist.
Nach zwei Stunden ist die Front meine schönen G Klasse zerlegt und
wir halten den Wasserkühler (Nummer 3 in der Liste) in Händen. Er ist in der Tat noch immer nicht komplett frei. Nur leider haben
wir aufgrund der Absage beim Kärcherbesitzer keinen Platz an dem wir ihn
reinigen können.
Notgedrungen nimmt Bucki den Kühler mit in die Dusche. Das Resultat ist mehr als überraschend;
Berge von Dreck und Sand landen in der Duschwanne! Schockiert vom Ergebnis
bauen wir auch noch den Kühler für das Wasser des Ladeluftkühlers aus ((Nummer
1 in der Liste) und ich verschwinde mit ihm in der Dusche. Der Klimaanlagenkühler
muss eingebaut bleiben, da wir die Klimaanlage nicht wieder befüllen könnten,
aber wir schieben den Wagen zum Wasserhahn mit Schlauchanschluss und spülen
auch ihn noch einmal so gut es geht durch.
Die Wasservorräte im Wüstenort San Pedro de Antofagasta dürften sich durch diese Aktionen halbiert haben. Ich gebe der Besitzerin des Hotels zur Entschädigung noch einen halben Zimmerpreis extra. Wir sind beide glücklich.
Für den folgenden Tag , den 31. März, steht die Überquerung
der Anden auf dem Jama auf dem Programm, mit steilen Anstiegen auf über 4800m.
Das ist der ultimative Test ob jetzt wirklich alles in Ordnung ist. Ich kann es vorweg
nehmen, es ist alles in Ordnung. Im Bericht
über den „Paso de Jama“ werde ich also nicht weiter über das Kühlerproblem
berichten müssen.
Spannend! Das will ich auch unbedingt machen. Habe jetzt viel Zeit frei weil mein Business viel erfolgreicher mit datenräume geworden ist.
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