19. Februar 2015 In Ushuaia
Am 18. Februar sind wir also in Feuerland, am Ende der Welt, Ushuaia, Fin del Mundo, angekommen. Auf dem Weg dorthin mussten ein Stück durch Chile.Der erste Grenzübergang, für alle eine neue Erfahrung. Das Gebäude ist unscheinbar und wir sind uns zunächst nicht sicher ob es überhaupt die Grenze ist (ja, ist sie), ob wir hinter den mit uns ankommenden LKWs warten müssen (nein), wo der Eingang ist, was für Papiere benötigt werden etc. Zum Glück wird es im Gebäude eindeutiger. Alle Schalter sind in der Reihenfolge, in der man sie besuchen muss, durchnummeriert! Es sind fünf an der Zahl.
Wir stellen uns brav in die Warteschlange und kommen zum "Paso 1". Das Marc uns per Internet schon angemeldet hat interessiert hier niemanden. Im Gegenteil, man ist verwirrt vom Anmeldeausdruck den wir vorlegen. Den will niemand sehen. Stattdessen erhalten wir zwei Vordrucke zum Ausfüllen. Also weg vom Schalter, Kulli suchen und schreiben, um danach wieder in der Warteschlange darauf zu warten, dass wir an den 1. Schalter gehen dürfen.
Diesmal ist alles in Ordnung. Ein Stempel hier, ein Stempel dort, noch einen Laufzettel und auch dort einen Stempel drauf, dann dürfen wir auf 2 vorrücken; ohne Warteschlange. Praktischer Weise sind nach den 5 Schaltern sowohl die Argentinischen als auch die Chilenischen Grenz- und Zollformularitäten erledigt. Das Ganze hat vielleicht 25 Minuten gedauert.
An der Grenze von Chile nach Argentinien verläuft es ähnlich, nur sind diesmal nicht beide Behörden in einem Gebäude untergebracht. Es liegen 14km dazwischen, auf denen man schon aus Chile ausgereist ist (Ausreise ist im Pass gestempelt) und keine temporäre Einfuhrerlaubnis fürs Auto mehr hat, denn diese muss man beim Verlassen eines Landes immer wieder abgeben. Hoffentlich lassen sie uns auch in Argentinien wieder rein...
Unter "Feuerland" hatten wir uns alle eine karge Landschaft vorgestellt. Noch karger und felsiger als die Pampa, durch die wir bisher gefahren sind. Wir wussten schon, dass Magellan das Land aufgrund von Feuern der Einheimischen so genannt hatte und erwarteten keine Vulkane oder ähnliches. Überrascht sind wir dann aber doch, als wir nach 100km in Feuerland auf einmal Bäume sehen.
Eine Art Krüppelkiefern, vielfach abgestorben und mit Flechten bewachsen. Ein skurriler Anblick. Je weiter wir fahren, um so grüner wird die Landschaft und es bieten sich wunderbar Panoramen als auch schönste Wege für Vierradfahrzeuge.
In Ushuaia fahren wir zu einer Skistation hinauf und beginnen eine kleine Wanderung. Gleich neben der für die für die Skiabfahrt präparierten Schneise beginnt die unberührte Natur.
Im Nationalpark sieht es nicht anders aus, dort sind lediglich die Regeln noch etwas schärfer, die die Natur schützen sollen und man muss Eintritt zahlen (10€ p.P.).
Da die Ruta Nacional 3 dort nach 3079 km ihr Ende findet (wir sind bei Kilometer 0 in Buenos Aires gestartet) müssen wir sowieso dort hin. Die südlichste Strasse der Welt will bis zum Ende gefahren werden!
Abends kochen wir in der Küche des Campingplatzes 2kg Spagetti und eine Riesenpfanne randvoll mit Hack-Tomaten-Zwiebel-Pilzsause. Essen tun wir natürlich zur Verwunderung einiger Schweizer und Deutschen nicht im Gemeinschaftsraum sondern draußen am Lagerfeuer, gleich neben dem Bach. Kann es etwas besseres geben?
20. Februar 2015
Der Aufenthalt in Ushuaia ist schon wieder vorbei. Zwar haben wir noch keinen Riesenkrebs oder besser Große-Meerspinne (centollo) gegessen,die in Feuerland typisch sind, aber das wollen wir am nächsten Ort, in Provenir nachholen.
Vor der Abfahrt noch schnell drei Bachforellen im unscheinbaren Rio Pipo angeln, dann machen wir uns gemütlich auf den Weg. Die Angelerlaubnis hatten wir uns schon bei der Ankunft besorgt. Eine langwierige Aktion, bei der der sehr freundliche Jagd- und Fischereiclubvorsitzende mir nach Geschäftsschluss nicht nur gewissenhaft das 100USD Dokument erstellt sondern auch noch so einiges interessante zu berichten wusste. Und das ist nicht sarkastisch gemeint. Er war früher Direktor der Argentinien Nationalbank.
Mit der Abenddämmerung kommen wir in Provenir an, von wo wir am darauffolgenden Nachmittag die Fähre über die Magellanstraße nach Punta Allen nehmen wollen. Wir haben uns bereits ein Hotel ausgesucht, dass wir ansteuern. Leider ist dieses mehr für eine weitere Verfilmung von "Shining" geeignet als zur Übernachtung. Da wir aber festgestellt haben, dass etwas innen nicht immer so aussehen muss wie außen, halten wir trotzdem an. Es ist geschlossen, wir sind erleichtert.
Am Ortseingang von Provenir weißt ein Schild auf ein Hotel hin. Das Schild scheint recht neu zu sein und wir beschließen genau dieses Hotel zu suchen. Weitere Hinweisschilder gibt es nicht, aber nach ca. 10km und 30 Minuten finden wir es abgelegen außerhalb der Stadt hinter dem Gewerbegebiet vor einer Neubausiedlung. Nur ein weiterer Gast war so erfolgreich bei der Suche. Das Hotel ist in der Tat neu und zudem noch bezahlbar. Doppelzimmer 80€ inkl. Frühstück.
Da auch ein Restaurant zum Hotel gehört und dort "Centollo" angeboten wird haben wir es nicht weit zum Abendessen. Wir bestellen als Vorspeise centollo natural und gratinado, auch eine Portion "ceviche" bestelle ich noch, was bisher keiner der Vier kennt. Alles ist sehr lecker. Besonders die gratinierte Centollo und das Cerviche. Die Nachfrage ist so groß, dass nur ein Foto der Reste gelingt.
Auch die Fischgerichte waren gut; bacalao (Dorsch) und congrio (Meeraal). Auch Bucki mag sein Fleisch, obwohl es Lamm ist. Nebenbei läuft der Fernseher. Es wird das Festival de Festivales gezeigt. Eine Art Gala der Schönen nehmen wir an. Leider ist das Bild des Fernsehers nicht richtig eingestellt, so dass alle gedrungen und pummelig aussehen.
21. Februar - Fahrt nach Punta Allen
Die Fähre über die Magellanstrasse geht um 14:00 Uhr. Noch genug Zeit um die Angeln auszuwerfen. Von den 7 Angelruten, die wir mitführen, werden zwei ausgewählt und Bucki und ich versuchen es von einem Steg aus im Meer. Bucki ist erfolgreich und zieht einen gold schimmernden Fisch mit großem Maul an Land. Keine Ahnung was das ist, aber die Filets, die er liefert sehen gut aus. Ab damit in die Kühlung und wir können zur Fähre.
Die Fähre ist modern und die Überfahrt angenehm. Während die sechs! Motoren brummen verbringen wir die gut 2 Stunden Fahrt damit etwas in der Sonne zu lesen, einen Kaffee zu trinken und die uns begleitenden Delphine zu beobachten.
Am Spätnachmittag landen wir in Punta Allen (Chile) und haben somit Feuerland schon wieder verlassen. Das erste Hotel ist ausgebucht und das gegenüber mit 200USD etwas zu teuer. Ich lass die anderen Hotels in der Gegend anrufen und so finden wir das innen charmante Hostal Oro Fueguino für 37€ das Zimmer inklusive Frühstück.
Zum Essen, also Grillen, fahren wir aber an den Strand. Der Weg dorthin ist nicht schön und führt an einer wilden Müllkippe vorbei. Auch ansonsten gefällt uns Punta Allen nicht sonderlich gut. Wir freuen uns auf den Nationalpark Torres del Paine, der als nächstes
vor uns liegt.