War für eine Nacht. Auf 4200m Höhe schläft man nicht so tief wie normal, immer wieder muss man im Halbschlaf ein paar tiefe Atemzüge nehmen, da man das Gefühl hat es fehlt einem Sauerstoff. Marc bekommt nachts Kopfschmerzen, kann nicht mehr schlafen. Dann geht auch noch um 5:00 Uhr aus ungeklärter Ursache die Alarmanlage des Hyundais los. Da ist die Nacht eigentlich für alle vorbei. Draußen ist es jedoch kalt und so bleiben wir noch in den kuscheligen Schlafsäcken bis uns kurz nach sieben Uhr die Sonne erreicht.
Auch um diese Uhrzeit steht das Thermometer noch auf frostigen 3°C. Raureif bedeckt Zelt und Tisch, der Papaya-Gummibärchensaft (Brause, die im Dunkeln leuchten könnte) hat Eiskristalle gebildet und nur dort wo die Sonne schon ihre Wärme entfaltet ist es angenehm.
Ein kurzer Check des Sauerstoffgehalts im Blut zeigt bei den meisten Werte um 88%, bei Marc jedoch niedrige 82% Sättigung. Es wird Zeit, dass wir wieder in etwas tiefere Orte kommen.
Wir haben gefrühstückt als Marc beim Zusammenklappen seines Dachzeltes feststellt, dass es nicht mehr richtig befestigt ist. Wir vermuten, dass sich Schrauben des Dachträgers gelöst haben, aber es ist schlimmer: die kleinen Rundmuttern sind komplett aus dem Blech des Daches herausgerissen.
Hätte Niko nicht Werkzeug dabei und ich alle Größen an Muttern und Unterlegscheiben, wäre guter Rat jetzt teuer. So können wir aber den Himmel im Hyundai lösen und den Dachträger mit neuen Muttern und großen Unterlegscheiben besser als vorher befestigen.
Gegen Mittag ist alles fertig und die Fahrt kann weitergehen. Marc fährt auf der Ruta 21, wir nehmen den kleineren Weg Richtung Atocha, den maps.me vorschlägt. Unsere Strecke führt über einen schlechten Weg, durch ein Flussbett, auf einem Bergpfad hinab nach Atocha und endet in einer Sackgasse vor einer zerstörten Brücke anstatt durch die Stadt zu führen.
Passanten erklären uns, dass wir zurück zum Fluss fahren müssen, um dann durch das Flussbett in den Ort fahren zu können! Ungewöhnlich, aber wir tun was uns geraten wird und fahren durch das Flussbett, wo uns auch Busse und andere Autos entgegenkommen.
Die Strecke weiter nach Uyuni, die auch Teil der Dakar 2014 war, ist schlecht, trocken, und sehr staubig. Wir sind froh als wir in Uyuni ankommen, aber irgenwie auch nicht, da der Ort wirklich trostlos ist.
Janek findet jedoch ein ganz passables Hotel für uns, wir können die Autos in einem verschlossenen Platz ein paar Strassen weiter unterstellen, und in einer kleinen Fußgängerstraße finden wir jede Menge Rucksacktouristen und etwas zu Essen. Mit gefülltem Magen und die Aussicht auf ein Bett ist auch mein moralischer Tiefpunkt überwunden.
04. April - Samstag
Beim Frühstück eröffnet Janek uns, dass er früher nach Hause muss. Sehr sehr schade. Er bucht einen Flug ab La Paz für den 07. April. Wir wollen dann in zwei Tagen in Challapata sein, um am 6. April die letzten 300km nach La Paz über Asphalt auf der Ruta 1 zurückzulegen.
Marc entscheidet sich schon gleich mit Janek über die asphaltierte Stecke von Potosi zu fahren (Ruta 5). Niko, Bucki und ich wollen lieber den schlechter ausgebauten Weg über die Ruta 21 nehmen, der kürzer ist und uns interessanter erscheint. Starten tun wir aber natürlich mit einem Besuch des grössten Salzsees der Welt.
Auch af unserer Strecke sind einige Teile schon asphaltiert worden und wir kommen wir viel schneller voran als gedacht. Am frühen Nachmittag sind wir in Challapata.
Nun wäre es für uns kein Problem dort eine Nacht mehr zu verbringen, aber selbst nach Fragen und Suchen finden wir nur ein "alojamiento" bei dem uns auch nach viel Klingeln nicht geöffnet wird. Wir sind gezwungen weiterzufahren.
Durch die Arbeiten an der Strasse ist die Streckenführung manchmal etwas abenteuerlich. In einem kleinen Örtchen halten wir, um die Strasse wiederzufinden. Wie immer ist sofort ein hilfsbereiter Anwohner zur Stelle. Er erklärt Matthias in allerbestem Spanisch wie wir zurück zur Hauptstraße kommen und Matthias antwortet in fließendem Deutsch. Trotzdem verstehen sich die beiden blendend und wir kommen auf direktem Weg wieder auf die Straße nach Oruro.
Abends in Oruro müssen wir uns zunächst durch eine unglaubliche Baustelle quälen. Die vierspurige Hauptstraße endet unvermittelt vor einem Schutthaufen und nur ein Sandweg lässt die Automassen durch einen Markt hindurch Richtung Stadtzentrum quellen.
In Oruro, groß geworden durch den Bergbau und bunt und voller Trubel im Karneval, stellt sich uns auch im Stadtzentrum als Baustelle vor. Aufgerissene Bügersteige, Staub und Schutt. Wir gehen in eine Art Grill und verbringen danach den Rest des Abends im Hotel, um uns über Lima zu informieren und mögliche Unterkünfte zu finden, die einen Parkplatz für alle drei Autos bieten.