Freitag, 20. Februar 2015

Von Buenos Aires nach Feuerland / Ushuaia

Unser erster  großer Abschnitt soll uns von Buenos Aires durch Patagonien bis nach Feuerland führen. Wir wollen die Ruta Nacional 3 Richtung Süden fahren, die küstennah im Osten Argentiniens verläuft. Mehr als 10 Tage wollen wir für die 3600 km nicht verwenden obwohl auch 21 Tage möglich wären. Die eingesparten Tage wollen wir lieber im interessanteren Teil Patagoniens auf der Andenseite verbringen bzw. in Chile. Ein Besuch an der Atlantikküste und am Ende der Welt ist dennoch Pflicht und so passt uns die erste Etappe ganz gut, obwohl wir nicht erwarten viel Spannendes zu sehen.

11. Februar 2015 – Fahrt nach Las Flores

Gegen Mittag haben wir unsere Autos abgeholt. Bucki fährt Marcs Wagen. Als erstes geht es zur Tankstelle, wo sich auch schon das erste Problem auftut. Der Tankstutzen an Nikos G ist undicht. Ein schneller Reparaturversuch ist erfolglos und er kann erst einmal „nur“ den regulären Tank von 96 Litern nutzen. Der 80 Liter Floor-Zusatztank würde über den Stutzen leer laufen.

Am Coto Supermarkt treffen wir Janek und Marc, kaufen reichlich ein und machen uns auf den Weg. Wir wollen den ersten Tag nur knapp 200km fahren auf einen Campingplatz bei Las Flores und erst einmal in Ruhe den Zeltaufbau und alles proben.


Die Fahrt verläuft gut und der Campingplatz liegt idyllisch zwischen einem See und einer nicht ganz so ruhigen Eisenbahnlinie. Angrillen mit dem "Son of Hibashi" Grill klappt gut und wir können um Mitternacht auf Nikos Geburtstag anstoßen und ein Stück Kuchen essen. Nur die Toiletten erfreuen uns nicht. Eigentlich verdienen sie diesen Namen nicht einmal.



12. Februar 2015 – Fahrt nach Bahia Blanca

Um 7:00 Uhr werden wir vom Rasenmäher auf dem Campingplatz geweckt. Wenig Grass, aber drei Männer sind voll beschäftigt.  


Gestern war es 34°C warm und auch heute sind wir froh, dass wir nach 2h abfahrbereit sind, gerade noch bevor es richtig warm wird. Auf der Fahrt nach Bahia Blanca geht der G auf einmal mit ¼ vollem Tank aus, EPC Fehler steht im Display und „suchen sie eine Werkstatt auf“. Das Problem hatte ich schon einmal, die Pumpe fördert keinen Diesel mehr bzw. zieht Luft. Woran das liegt weiß ich noch nicht, aber wenn man einen Kanister Diesel nachgekippt kann es schon weitergehen durch die feuchte grüne Pampa. Die nächsten Kilometer wird diskutiert was die Ursache des Problems sein könnte. Leider ist keine Theorie schlüssig, aber wir einigen uns drauf, das man das Problem näher einkreisen könnte wenn man den Unterdruck, der im Tank besteht, eliminiert. Also bei ¼ voll mal die Tankdeckeldichtung ausbauen.  Das tun wir später und es scheint besser zu werden. Aber warum? Und warum ist der Unterdruck kein Problem bei vollem Tank?
Gegen 16:45 kommen wir auf dem „Camping Parque“ bei Bahia Blanca an. Von 275 Peso geht die Platzbetreiberin auf 250 Peso (25€) runter, damit wir bleiben. Von dem was wir uns als Deutsche unter einem Campingplatz vorstellen ist auch dieser Platz Lichtjahre entfernt. Ein Klo ist immerhin vorhanden. Wie die Betreiberin versichert  ist es „impecable“ (besser geht nicht) doch uns fallen sofort ein paar Verbesserungsvorschläge wie eine verschließbar Tür oder Klopapier ein, die wir aber für uns behalten. Zelt aufgebaut, Grill raus, entspannen.


Nach dem Essen wollen wir den Fluss bewundern. Leider ist Ebbe und außer einem Rinnsal mit jeder Menge alten Reifen und Müll ist nichts zu sehen. 

Wir bleiben besser bei unserem Zelt sitzen. Im Dunkeln sieht man auch nicht so genau wie die Dusche aussieht. Also frisch geduscht in den Schlafsack.

13. Februar Freitag – Fahrt nach Santiago de Este

Der Plan für den Tag ist schnell gemacht. Gutes Rindfleisch beim Schlachter einkaufen (ich habe mich gestern erkundigt) und dann 450km weiter Richtung Süden, nach San Antonio de Este. Wir finden den Schlachter sofort und sind begeistert. Ein Ort der Diesen Namen verdient! Rindfleisch in Bergen. Ich lasse mit „bife de lomo“ (Rinderfilet) und „bife chorizo“ (Rib Eye) zeigen und von beidem 2kg einpacken. Im Handelshof wären jetzt mindestens 150€ fällig gewesen. Hier bezahlen wir 320 Pesos, also so um die die 30€ (ca. 8€/kg)! Schon krass, 200gr „El Gallino“ Schokolade kosten dagegen 245 Peso. Man muss sich in Argentinien also von Fleisch ernähren.


Frohen Mutes machen wir uns auf den Weg und landen nach wenigen Kilometern in einer Lebensmittelkontrolle. Damit hatten wir nicht gerechnet. Um die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden gibt es bestimmte Grenzen, über die man kein Obst, Gemüse oder „rotes Fleisch“ bringen darf. Zum Glück begnügt sich der Beamte mit einem Blick in den Kofferraum wo nichts dergleichen zu finden ist. Glück gehabt. Ab jetzt sind wir vorgewarnt. Als das nächste Schild mit der Ankündigung einer Lebensmittelkontrolle auftaucht stoppe ich die volle 3,7 Tonnen G-Klasse per Vollbremsung auf dem Seitenstreifen und Matthias vollzieht eine akrobatische Wendung auf dem Beifahrersitz, greift in die Kühlbox hinter dem Sitz und verfrachtet unsere zwei Rationen Grillgut blitzartig in an einen sichereren Ort in der Fahrzeugmitte, uneinsichtig für neugierige Beamte. Entspannt rolle ich an dem Kontrollposten. Und diesmal wollen sie alles sehen, auch die Kühlbox. Alles gut. Ich erkundige mich noch schnell wo wir die nächste Kontrolle erwarten dürfen was mit freundlich mitgeteilt wird. Von wegen Freitag der 13., alles glatt gegangen.


Abends stellen wir unser Zelt am Strand in der Nähe von Santiago de Este auf. Viel besser als ein Campingplatz und in Argentinien erlaubt. Die Polizei, die auf Quads den Strand abfährt grüßt sogar  nett, so wie eigentlich alle Argentinier. Erst ist man ja irritiert wenn einem jedes dritte Auto aufblendet, Warnblinker betätigt und grüßt. Licht nicht an? Irgendwas lose am Auto? Nein, die freuen sich alle nur uns zu sehen.



Den Tag beenden wir mit einer langen Sitzung in den Campingstühlen, die Köpfe weit nach hinten ins Kopfteil abgelegt.  So ein toller Sternenhimmel, mit so vielen Sternen – einmalig. Wir beobachten die vorbeiziehenden Satelliten auf dessen Sonnensegeln das Licht reflektiert und auch so manche Sternschnuppe. Traumhaft.

14. Februar 2015 – Samstag

Das wilde Campen hat uns so gut gefallen, dass wir beschließen es gleich noch einmal zu wiederholen. Ca.  550km bis Rawson wollen wir schaffen. Das die Pampa trockener und eintöniger wird hat keiner was dagegen möglichst viele Kilometer abzuspulen.
Die Platzsuche bei Rawson gestaltet sich etwas schwierig. Der erste See, den wir ausgesucht hatten entpuppt sich aus Abwassersammelstelle, unweit gelegen von einer Mülldeponie. 


Einmal schnuppern räumt auch den letzten Zweifel aus, hier hält man es nicht aus. 200 Meter weiter fahren wir auf dem Schotterweg zu unserer Überraschung dennoch an einer ärmlichen Siedlung vorbei. Für uns befremdlich und bedrückend, aber alle Leute vor den Hütten freuen sich und winken.
Auch der Versuch am Fluss zu campen scheitert. Überall hat der Wind den Plastikmüll verteilt und die einzig schöne Stelle liegt zu dicht an der Straße. Wir fahren also noch ein Stückchen weiter und finden ein traumhaftes Plätzchen ob auf einer Steilküste mit phantastischem Blick (Position -43.404265 -65.055022). 


Der Wind ist allerdings immer noch so stark, dass wir Grillfleisch, Bratkartoffeln und Salat im Zelt zubereiten und auch dort essen. Nachts ist es zum Glück nicht mehr so windig und auch der Fahrer des Autos, das dann noch ankommt führt nichts Schlimmes im Schilde, sondern parkt nur zum Schlafen. Mein Feldbett und der Daunenschlafsack kommt mir noch ein bisschen mehr wie Luxus vor als schon in den letzten Nächten.

15. Februar 2015 – Fahrt nach Caleta Olivia

Frisch gestärkt durch Cornflakes, Joghurt und Orangensaft sind wir schon um 8:45 startklar. Wieder stehen ca. 500km auf der Ruta Nacional 3 an. Die Landschaft wird immer trockener, aber wir sehen dennoch viele Tiere – die meisten überfahren am Straßenrand…


Ich erfülle Buckis Wunsch einmal zu versuchen ein Emu zu fangen und halte als wir zwei stattliche Exemplare sehen. Die sehen uns allerdings auch und nehmen sofort Reißaus. Rückwärtsgang rein und hinterher. Gute 20km/h machen die Tiere und Bucki muss einsehen, dass er auch dann nicht hinterher kommen wird wenn er seine Sandalen gegen Turnschuhe tauscht. Naja, vielleicht auch besser so, wer hätte das Tier auch zubereiten sollen.

In Caleta Olivia machen wir uns auf die Suche nach dem ersten Campingplatz in Strandnähe. Als wir ihn erreichen bin ich mir nicht sicher ob es zwei betonierte Tennisplätze oder ein Campingplatz ist. Die 24 aufgemauerten Grillstellen deuten auf letzteres hin. Noch im Auto sitzend werde ich aber schon informiert, dass der Platz kein Wasser hat und wir lieber den anderen am Ende des Ortes benutzen sollten. Also machen wir uns auf den Weg dorthin. Und wieder geht es an jeder Menge freiwehender Plastiktüten und einer Müllkippe vorbei. Schlechte Vorboten. Der Platz selbst ist nicht viel besser. Eine Dusche, ein kleines Klo, ein schief angebautes Waschbecken. Natürlich alles „impecable“. Camping auf jedem Autobahnparkplatz wäre schöner und kostet nicht 350 Peso. Die Entscheidung ein Hotel zu suchen ist schnell und einstimmig getroffen.
Hier erweist sich schon das erste als sehr gut. „Patagonia Hotel“, für 590 Peso das Doppelzimmer inklusiver Frühstücksbuffet. Wir checken ein und sind dann aber auch gleich wieder unterwegs. Essen, also grillen, wollen wir selbst am Strand. Am ersten Abschnitt ist der Strand zu weich für die schweren Fahrzeuge. Nikos „rosa Auto“ stößt einiges an Dieselrauchschwaden aus, bevor er sich vor den Augen der Strandbesucher wieder aus dem Kies gefräst hat. 


Beim zweiten Abschnitt ist es besser und alle drei Autos fahren an einen erhöhten Punkt.
Nach dem Essen repariert Niko noch schnell seinen Tankstutzen. Hi-Lift, Werkzeug, Schweißgerät und Silberlot man natürlich am Strand immer dabei.








16. Februar 2015 – Fahrt nach Puerto San Julian

Die Nacht im Hotel Patagonia war nach drei Tagen Zelten schon ganz angenehm. Besonders die Dusche, aber auch dass es ein Frühstücksbuffet gab. Nachdem wir getankt und Geld am Automaten geholt hatten (16. Und 17. Feb. Sind Feiertage, Karneval), kaufen ich noch Rinderfilet ein (2kg 24€) und alle weiteren Vorräte werden im Supermarkt aufgefüllt.

Auf dem Weg aus Caleta Olivia verlieren wir dann die anderen beiden Wagen. Die Auffahrt, die wir zur RN3 nehmen wollten ist auch für einen G gesperrt. Den ersten Sandhaufen können wir zwar noch umfahren, das Loch in der Fahrbahn dann aber nicht mehr. Auch die zweite Auffahrt ist nicht zu erreichen. Wir sind am überlegen was zu tun ist, als ein Einheimischer seinen Wagen neben meinem zum Halten bringt und anbietet vorzufahren. Als Deutscher denkt man da natürlich zunächst, der will uns in eine abgelegene Ecke locken und das Auto leichter machen, oder uns zu Fußgängern.  Aber nein, die Argentinier sind wirklich so freundlich! 20 Minuten fährt er quer durch die Stadt vor uns weg, um uns auf den rechten Weg zu bringen. Als es soweit ist, sind die anderen natürlich schon auf und davon. Da sie annehmen, dass wir vor ihnen sind warten sie auch nirgends auf uns.
Als wir an der Abfahrt zu den „bosques perificados“ (versteinerte Wälder) vorbeikommen entscheiden wir uns dennoch den 2 Stunden Abstecher zu machen. Und es lohnt sich. Nie hätte ich gedacht solch große versteinerte Stücke zu sehen und auch nicht, dass man noch jedes Jahresring sehen kann.




Als wir in Puerto San Julian ankommen ist die Stimmung natürlich nicht gerade rosig, aber die Jungs haben die Zeit genutzt und einen schönen Platz am Atlantik gefunden, am Ende eines 15km Privatwegs. Dort campen wir für die Nacht. Die Temperaturen sind inzwischen bei ca. 16°C und wir holen schon die dicken Jacken raus, schliesslich sind es 16°C weniger als noch vor einigen Tagen. Am Atlantik stehen drei Argentinier und angeln. Ich frage was und wie sie angeln und versuche mein Glück, obwohl ich kein „poscho“ (pollo, Hühnchen) habe. Leider ohne Erfolg.
Niko hatte da mehr Glück. Auf seine Kühlerhaube verirrt sich ein Gürteltier, dass die letzten Sonnenstrahlen genießt.



17. Februar 2015 – Fahrt nach Rio Gallegos

Die Strecke für den Tag ist nur 360km lang. Wenig, verglichen mit den anderen Tagen. Wir kommen am Nachmittag in der 120.000 Einwohner Stadt, besichtigen alles von der Einkaufstraße über den Joint-Park bis zur Hafenzone, bis wir um 20:00 in ein Meeresfrüchterestaurant gehen. Die „caldito del mar“ und der „rebalo“ als auch der „pejerrey“ sind sehr lecker.






18. Februar 2015 – Fahrt nach Ushuaia

Nach dem leckeren Essen gestern ist es fast schon zu verschmerzen, dass das Frühstück im Hotel eingeteilt ist (1 kleines Croissant, 2 Toaste) und wir etwas hungrig aufbrechen. Das Ziel ist klar, wenn alles mit den Grenzübertritten (2 Stück) und der Fähre über die Magelanstraße gut klappt, wollen wir abends in der südlichsten Stadt Feuerlands, in Ushuaia sein.

Der erste Grenzübergang von Argentinien nach Chile ist noch ungewohnt. Bei „Paso 1“ (Schritt 1) anstellen, okay, aber wo bekommt man die Formulare, die auszufüllen sind? Und warum nimmt man uns in „paso 3“ die Zollbescheinigung der Fahrzeuge ab? Alles klärt sich in den 5 Schritten und die Beamten sind freundlich und hilfsbereit. Im Ganzen ging es besser und schneller als gedacht.

Genauso bei der Fährüberfahrt. Wir müssen den Hot-Dog schon fast runter würgen, so schnell setzt die Fähre uns über. Auch der Grenzübergang von Chile nach Argentinien ist wieder einfach. Diesmal zwar unterteilt in zwei Stationen, aber als alte Hasen durchschauen wir das System sofort.

Ca. 100km vor Ushuaia ändert sich die Landschaft komplett. Aus dem kargen Land wird eine Berglandschaft mit Flüssen und Bäumen. Was für ein Panorama. Wir sind alle begeistert.
Die Hotelpreise von 239USD für ein Doppelzimmer und die nicht Verfügbarkeit von günstigeren Hotels erfreut uns dagegen nicht so sehr. So gehen wir wieder auf einen Campingplatz, den Campingplatz „Rio Pipo“. Ein wahrer Glücksgriff, denn der Platz heißt nicht nur so wie der Fluss, er liegt wirklich direkt daneben, so dass wir Zelt und Lagerfeuer direkt am Fluss haben.



Kann es einem besser geben? Sicher. Bei 12°C wäre jetzt eine deftige Erbsensuppe mit Würstchen das richtige. Das Dachte ich mir schon vorher und hatte eine Dose Erbsensuppe und eine Dose Würstchen in Deutschland im Auto verstaut. 18 Teller Erbsensuppe und 1kg Würstchen. Das reicht auch bei 5 großen Essern, so meine Rechnung, und sie geht auf.

Müde, satt und sehr zufrieden schlüpfen wir in die Schlafsäcke. Die Fahrt ans Ende der Welt ist geschafft. Anstatt 10 Tagen haben wir nur 8 benötigt. Ab jetzt beginnt der richtige Urlaub.











2 Kommentare:

  1. Die erste Etappe geschafft,wie schön. Es macht Spass die Reise zu verfolgen.Manchesmal wird ein schmunzeln fällig,bei der recht trockenen,plastischen Beschreibung! :)

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  2. Schön, so kann man euch auf eurer Reise während des Abendessens ein Stück weit begleiten. ¡Muchos saludos de Berlin (52.483, 13.446) y buen viaje! Swantje & Lew

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